Pressemitteilung | 13.11.2019

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Die Vertreter der Wirtschaft im Landkreis Ludwigsburg weigern sich weiter, ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz zu verabschieden. Nach der Bezirkskammer Esslingen lehnte es auch die Bezirksversammlung der IHK Ludwigsburg in der gestrigen Sitzung vom 12.11 ab, Anträge mit der Forderung nach schnellen Maßnahmen für den Klimaschutz und den Kohleausstieg zu behandeln. Die Vertreter der Kaktus-Initiative sind nicht nur deswegen verärgert über den Verlauf der Sitzung.

Zu Beginn der Bezirksversammlung Ludwigsburg der IHK Region Stuttgart fanden die Mitglieder des Gremiums ein Gläschen Honig aus den Erträgen der IHK-eigenen Bienenvölker an ihrem Platz. Damit soll das Bekenntnis der IHK zu umweltfreundlichem Verhalten demonstriert werden, so die Erklärung des Präsidiums. Passend hierzu stand auch noch für alle Anwesenden jeweils eine Flasche Wein aus dem kammereigenen Weinberg als Mitbringsel bereit.
 
Der Verlauf der Sitzung war allerdings dann so, dass man sich das Ergebnis versüßen oder schöntrinken musste. Grund für den erneuten Ärger war der mittlerweile 3te Versuch der kammerkritischen Kaktus-Initiative, einen Antrag zur Abstimmung zu bringen, der schnelle Maßnahmen zur Einhaltung der Klimaschutzziele fordert, um die Erderwärmung auf 1,5,Grad einzugrenzen und die Emissionen um 85 % zu reduzieren. Thomas Wiesbauer, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Bietigheim-Bissinger Kranverleihers, forderte, den Antrag nicht zur Abstimmung zu bringen, da derlei Themen zwar wichtig seien, aber keine Relevanz in der IHK hätten. Präsident Kruse meinte, irgendwann müssten sie dann noch Themen wie „Homeoffice für die fleißigen Honigbienen der IHK“ beraten und deshalb gehören diese Themen ohne regionalen Bezug nicht in die IHK Ludwigsburg. Nach kurzer Diskussion lehnte es das Gremium dann ab, diesen Antrag und zwei Folgeanträge zu behandeln.
 
Peter Schweizer, Unternehmer aus Ludwigsburg stellt dazu nach der Sitzung fest: „Es hat schon ein Gschmäckle, wenn gerade ein Unternehmer, der mit seinen Produkten nahezu den ökologischen Fußabdruck eines Flugzeugträgers hat, nicht über Klimapolitik sprechen will!“
 
Clemens Morlok, Unternehmer aus Ditzingen ergänzt: “Die IHK Ludwigsburg nimmt am Klimabündnis Ludwigsburg teil, weigert sich aber zum Klimaschutz Beschlüsse zu fassen. Ist das Erstere überhaupt ernst gemeint oder nur Augenwischerei? Oder Feigheit – man traut sich nicht notwendige Eingriffe zu fordern, sondern zieht sich auf – durchaus vorhandene – Umweltmaßnahmen zurück und betreibt greenwashing.“
 
Und Ari Chatzidis, Gastwirt aus Ludwigsburg, ergänzt : „Ich verstehe die Wut unsere jungen Bürger. Da wird viel gelabert, aber einschneidende, weitreichende und konkrete Maßnahmen und Erfolge für den Klimaschutz fehlen.“
 
Wie wenig die Mehrheit der Vertreter der Bezirkskammer bereit sind, diese sich wandelnde Verantwortung der Wirtschaft in der heutigen Zeit, zu akzeptieren und sich ihr zu stellen, zeigte sich auch daran, dass die anderen beiden Anträge zum Thema „Bekenntnis gegen Rassismus und Antisemitismus“ und „Ächtung von Rüstungsexporten“, ebenfalls mit der Begründung abgelehnt wurden, diese würden Ludwigsburger Unternehmen nicht betreffen.
 
„Es ist schon bezeichnend, wenn eine Bezirkskammer mit bedeutenden Rüstungsunternehmen auf der Gemarkung sich weigert, einen solchen Antrag abzustimmen“, führt Clemens Morlok aus. „Darf den ein ehrbarer Kaufmann Waffen exportieren, wissend das die Verwendung kaum kontrollierbar ist? Da steht eben der wirtschaftliche Ertrag vor der gesellschaftlichen Verantwortung. Und die IHK kommt ihrer gesetzlichen Pflicht, für die Wahrung von Sitte und Anstand des ehrbaren Kaufmanns zu sorgen nicht nach!“
 
„Weshalb erklärt sich die IHK nicht mit unseren jüdischen Mitbürgern solidarisch?“ fragt sich Peter Schweizer, „wir müssen schon jetzt entschieden gegen Antisemitismus und Rechtextremismus vorgehen.“ Clemens Morlok hakt nach, „Wo sind denn die Unterschriften der Bezirksversammlungsmitglieder bei der Solidaritätserklärung? Im Naziregime hat „die Wirtschaft“ den Mensch auf seine reine Funktionalität für sich und das Regime reduziert. Deshalb müssen wir jetzt ganz früh anfangen, Diskriminierungen, Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus zu bekämpfen und auch mit unserem Namen und dem unserer Firmen für unsere Grundrechte einstehen.“

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