Das falsche Zeichen setzen …
2017-10-17 15:38 von Peter Schweizer (Kommentare: 0)
Ein Beitrag von Peter Schweizer
68 Millionen Euro – dafür muss eine Mutter lange stricken. Eberspächer auch – allerdings hat man nicht gestrickt, sondern gefilzt. Mit den “Konkurrenten” aus der Zuliefererbranche hat man sich kartellmäßig über 10 Jahre lang abgesprochen und so einen beträchtlichen finanziellen Schaden verursacht. Die Strafzahlung ist die logische Folge und belastet damit nicht nur das Konzernergebnis, die kriminellen Machenschaften des Unternehmens verhindern Investitionen und die Zeche zahlen bekanntlich wieder Mitarbeiter und Lieferanten.
Von Verantwortung in Reihen derer, die dem Unternehmen in den Jahren des Betrugs vorstanden, fehlt leider jegliche Spur. Da man wohl selbst nicht in die Sache verwickelt war, was bei einem Betrug dieses Ausmaßes entweder von einer hausgemachten Führungsschwäche oder entsprechender krimineller Energie zeugt, hat der damals Verantwortliche, Dr. Günter Baumann als Vorsitzender des Vorstands, keine Veranlassung gesehen, persönliche Konsequenzen zu ziehen.
Jetzt bekommt er für seine Haltung, sein Lebenswerk – damit auch für die 10 Jahre gemeinschaftlicher illegaler Preisabsprachen – die höchste Auszeichnung die eine IHK vergeben kann: den Merkur Award. In Zeiten des Dieselskandals und riesiger Strafzahlungen der Automobil- und Zulieferindustrie ist das ein fatales Zeichen. Die Verantwortlichen für diese Enscheidung, vornehmlich aus den Reihen des Präsidiums der IHK, müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, hier wie der sprichwörtliche Elefant durch den Porzellanladen des ehrbaren Kaufmanns zu trampeln.
Hier werden alle Ressentiments über die korrupten, gierigen und unangreifbaren Konzerne bestätigt und die einmalige Chance vertan ein deutliches Zeichen gegen derlei Tun zu setzen und das Leitbild eines ehrbaren Kaufmanns, der mehr dem Gemeinwohl als dem eigenen kleinen Vorteil verbunden ist, bei dem der Handschlag noch gilt und der keine Heerscharen von Anwälten für einen fairen Vertrag braucht, hochzuhalten. Ein Unternehmer, der sich der eigenen Verantwortung innerhalb der Gesellschaft bewusst ist, der zu seinen Fehlern steht und vor allem auch die Verantwortung für die Fehlleistungen seines Unternehmens übernimmt. Scheinbar gilt der bei der IHK nichts mehr.
Schade, denn gerade steht die IHK Region Stuttgart an einem Wendepunkt und hätte die Chance auf einen Wandel zu einer modernen Institution, die sich nicht hinter Gesetzen verstecken muss, um eine Legitimation für unsinnge Zwangsbeiträge zu finden. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt …